Erste Schritte in Instagram

Handies raus und Instagram installieren. Nun wird ausprobiert, was am Vormittag noch ganz fremd war. Instagram ist aktuell das wichtigste soziale Medium – und ganz anders als die Gemeindeblätter und Presseverteiler, mit denen sich die Teilnehmenden unseres Workshops so gut auskennen. 

Alexander Ries von der vhs Tübingen hat am Vormittag ein Feuerwerk aus Instagram-Accounts vorgestellt: Was machen sie gut, was ist eher mau? Was können wir uns abschauen, welche Ideen haben wir selbst? Wie stellen sich andere Initiativen mit ähnlichen Themen vor? Wie können wir zeigen, was wir gerade machen und was andere interessiert? Junge Männer suchen Action und ein wenig Aggression – junge Frauen locken wir damit nicht. An wen wollen wir uns richten? 

Manche Beispiele verblüffen: ein Stapel alter Bücher gefällt 1000 Menschen. Die kurzen Videos auf „In Germany we don’t say“ gefallen uns schon eher. Sanktionsfrei postet beeindruckend professionelle Grafiken, doch auch manche Schützenvereine haben mit kleinen Videos Erfolge.

Noch sind nicht alle vom Vorteil sozialer Medien überzeugt, denn alle Menschen dürfen und können ohne Qualitätskontrolle alles veröffentlichen. Vereinsmitglieder werden selbst Redakteure und sind nicht mehr auf die lokalen Pressevertreter angewiesen, die alle Vereinsvorstände gut kennen. Auch sie erreicht man über soziale Medien inzwischen gut. Einfach mit einem @ erwähnen und mal schauen, ob sie uns liken und reposten. Das gänzlich neue Vokabular ist für die weniger erfahrenen Teilnehmenden eine Herausforderung: Was heißt das alles? Und warum ist das auf Englisch?

Skeptische Blicke, als es heißt: „Am besten täglich posten. Suchen Sie sich ein paar jungen Menschen im Verein, für die ist das Alltag.“ Gelächter als es heißt: „Und bremsen Sie den Vorstand, der alles unter Kontrolle haben will. Das schreckt die jungen Menschen ab.“ Echte Fotos und kleine Videos sind gefragt – ehrlich und offen. Videos bringen Reichweite, dafür reichen 15 Sekunden. Wer mutig ist, probiert mal einen Twitch-Live-Stream aus. Dort wird man am Anfang ganz schön alleine sein, denn ohne Follower ist jedes soziales Medium einsam.

Schon die Installation einer App ist für manche Teilnehmenden Neuland. Alle nutzen heute gemeinsam einen brandneuen Instagram-Account. Der wird am Ende mit allen Peinlichkeiten gelöscht – womit Khloe Kardashian uns als neuen (und versehentlichen) Follower wieder verlieren wird. In diesem Account können wir spielen und probieren, denn nichts kann kaputt gehen. Und wenn doch, schmerzt es niemanden. 

Mit Hut und Federboa geschmückt wird eine Freiwillige professionell ausgeleuchtet und mit Handy fotografiert. Die Bilder landen direkt auf Instagram. Dann wird es laut, als alle gleichzeitig direkt in Instagram kleine Videos drehen und sie mit Musik unterlegen. Eine Kakophonie der Musikstile überfällt uns in dröhnender Lautstärke. Am Ende des Tages sind in unserem Account Bilder und Reels mit verschiedenen Filtern gepostet. Fast schade, die alle wieder zu löschen.